Über Freimaurerei

Die Freimaurerei

Die Freimaurerei gehört von jeher zu den großen Mythen, und selbst in einer modernen, sich für aufgeklärt haltenden Gesellschaft kommen die abenteuerlichsten Vorstellungen zutage. Die Freimaurerei war und ist von Geheimnissen umwittert!
Dabei stehen die Freimaurerlogen, über den ganzen Globus verteilt, jeder(M)ann (1) offen!

Sie wurden zur Zeit der Aufklärung im 18. Jahrhundert gegründet und sehen sich dem Wahlspruch derselben vor dem Hintergrund der Französischen Revolution: FREIHEIT, GLEICHHEIT, BRÜDERLICHKEIT verpflichtet. Allerdings gehen die Wurzeln der Symbole und Rituale zurück bis in die ägyptische Antike und den mittelalterlichen Dombauhütten.

In der Vereinigung der Freimaurer lebt der aufklärende Gedanke fort: den Mut zu haben, sich seines eigenen Verstandes zu bedienen (2) , sich der eigenen Kräfte bewusst werden, sich als Teil eines Ganzen zu sehen, im Einklang von Vernunft und Gefühl nach Vervollkommnung der Persönlichkeit zu streben. 

Männer, die auf der Suche nach dem Sinn des Lebens sind, die nicht nur reagieren, sondern agieren wollen, die Fragen nach dem Woher und Wohin haben, die sich nicht zufrieden geben, können als freie Männer in einer Freimaurerloge an sich arbeiten und dabei das Band tiefer brüderlicher Verbundenheit spüren.

Was aber ist daran geheimnisvoll?

Der Freimaurer begibt sich auf einen Weg, der ihn in Stufen zu Erkenntnissen führt. Und jede Erkenntnisstufe ist geknüpft an bestimmte Symbole, Rituale und Zeichen, die zu verstehen, man Schritt für Schritt die nötige Reife erlangt. Das heißt, um das Erlebnis und den Erkenntnisprozess nicht zu stören und einen angemessenen Umgang sicherzustellen, darf nichts vorweggenommen werden. So sieht sich der Freimaurer selbst Geheimnissen gegenüber gestellt, die erst nach und nach gelüftet werden. So wird sich ein Freimauer auch nicht in der Öffentlichkeit, die immer auf alle Fragen sogleich Antworten erwartet, zu erkennen geben, denn ihm selbst begegnen auf seinem Weg tausend Fragen.

Die Freimaurerei ist keine Religion. Dennoch wird man in Ritualen Abläufe finden, die eine Nähe zur christlichen Religion offenbart. Das ist nicht weiter erstaunlich, wenn man bedenkt, dass sich die Kultur- und Geistesgeschichte des Abendlandes vor dem Hintergrund der christlichen Religion und Mythologie entfaltet. Entscheidend ist aber, dass ein Mensch nach seinem Lebenswandel und nicht nach seinem religiösen Glauben beurteilt wird. So findet sich im ersten Kapitel des bereits 1723 anonym herausgegebenen Werkes „Konstitutionen der Freimaurer“: 

„Der Maurer ist als Maurer verpflichtet, dem Sittengesetz zu gehorchen; und wenn er seine Kunst recht versteht, wird er weder ein stupider Atheist noch ein religiöser Libertiner sein. Aber während sich die Maurer der verschiedenen Länder in alten Zeiten zu derjenigen Religion bekennen mussten, die in ihrem Land und Volk galt, halten wir es heute für besser, sie bloß zu einer Religion zu verpflichten, in welcher alle Menschen übereinstimmen, und jedem seine besondere Überzeugung zu lassen, das heißt, sie sollen gute und redliche Männer sein, Männer von Ehre und Anstand, ohne Rücksicht auf ihr Bekenntnis oder darauf, welche Überzeugungen sie sonst vertreten mögen. Hierdurch wird die Maurerei zu einer Stätte der Einigung und zu einem Mittel, treue Freundschaft unter den Menschen zu stiften, welche sonst in ständiger Entfernung voneinander hätten bleiben müssen.“ (3) 

Und wie sieht es mit der Öffentlichkeitsarbeit von Freimaurerlogen aus? Wenn eine Gemeinschaft in die großen Fußstapfen der Aufklärung tritt, ist sie geradezu verpflichtet, humanitär zu wirken! Spenden und Zuwendungen gehen an Bedürftige, und zwar ohne das Erregen einer öffentlichen Aufmerksamkeit. Die Freimaurer orientieren sich an Tugenden wie Verschwiegenheit, Mäßigkeit, Barmherzigkeit und Toleranz, sie brauchen keinen Applaus!

(1) In vielen Großstädten gibt es mittlerweile sogar Damenlogen.
(2) vgl. Immanuel Kant: Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung? (1784)
(3) Beresniak, Daniel: Symbole der Freimaurer. Bechtermünz Verlag, Augsburg 1999, S. 12f.